Energiedosierung bei 810–980 nm Lasersystemen: Überlegenheit der GBP-Kriterien

Ragg JC, Martel L, Apel S, Hettwer R, Wolschner J, Bludau C.

angioclinic® Interventionelle Phlebologie, Berlin

FRAGESTELLUNG:

Die Energiedosierung bei endovenösen Laserokklusionen erfolgt meist gemäß Empfehlungen einer “Fluence", gemessen als Joule pro cm während eines möglichst konstanten Sondenrückzuges. Dieses Maß berücksichtigt nicht die Lumenweite der Zielvene und lässt keinen direkten Schluss auf die im Lumen und am Endothel erzielten Wirkungen zu. Die GBP-Kriterien („gas bubble patterns“) beruhen auf der Beobachtung, dass bei Laseraktionen in Blut Bläschen von CO2 und Wasserdampf entstehen, die sich in Richtung des geringsten Widerstandes ausbreiten. Eine typische Änderung der GBP tritt ein, wenn sich die Vene infolge Koagulation verschließt. Die Bläschen beginnen, nach retrograd zu wandern. Dieses Kriterium kann zur Festlegung einer variablen Rückzugsgeschwindigkeit und somit an die Größe und Reaktion der Zielvene angepassten Energiedosierung verwendet werden.

PATIENTEN UND METHODEN:

Bei 250 Patienten mit Stammveneninsuffizienz (VSM: 166, VSP: 84; Durchmesser 6,2 – 14,6 mm) wurden 2004 die Laserpassagen (810 nm, 12 W) randomisiert in Gruppe A) gemäß Fluence – Empfehlung (100 J/cm) oder B) nach GBP-Kriterien versorgt. Die Eingriffe erfolgten in standardisierter Tumeszenzanästhesie. Ultraschall, Laserleistung und Schallkopfpositionen wurden fortlaufend per Video registriert. Nachuntersuchungen erfolgten nach 1 Woche sowie 2, 6, 12 Monaten sowie jährlich bis zum 6. Jahr.

ERGEBNISSE:

Die mittlere applizierte Energie war in beiden Gruppen ähnlich (A: 92 - 108; MW 96 J/cm, B: 63 – 132 J/cm, MW: 94 J/cm). Alle Eingriffe verliefen schmerzfrei. Die GBP-Kriterien konnten in der VSM in allen Fällen (166/166) vollständig beurteilt werden, in der VSP in 80/84 Fällen (95,2%). 12 Fälle (5,4%; A: 11, B: 1) benötigten Ergänzungsmaßnahmen (Mikroschaum) zum vollständigen Refluxausschluss. In 6 Jahren follow-up wurden 19 Rekanalisationen (7,6%) beobachtet, davon entfielen auf A: 13/125 (10,4%) und B: 6/125 (4,8%). Von den Rekanalisationen waren 4 total (A: 4, B: 0), 9 partiell mit erheblichem Reflux (A: 7, B: 2) und 6 mit minimalem oder ohne Reflux (A: 2, B: 4).

FOLGERUNG:

Bei Lasersystemen, die mit Blut als Medium arbeiten, lassen sich GBP-Kriterien zur Energiedosierung zuverlässig anwenden. Die Sofort- und Langzeitergebnisse sind denen einer konstanten Energieabgabe überlegen und stellen einen früher nicht erwarteten Systemvorteil dar. Bei Lasersystemen von 1080 – 1520 nm, Radiowellen oder Dampfkathetern sind GPB-Kriterien nicht anwendbar.